Tourismusbarometer 2024 – Trotz guter Buchungslage, sehen Österreichs Hotels und Tourismusbetriebe ihre Situation eher angespannt. Vor allem die teilweise dramatisch gestiegenen Kosten, Fachkräftemangel, hohe Zinsen und Kreditklemme bei Investitionen machen den Unternehmen zu schaffen. Das ergab die Tourismusumfrage, welche Deloitte jährlich im Auftrag der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV) bei österreichischen Tourismusbetrieben durchführt.
Trotz guter Buchungslage fällt es Österreichs Touristikern schwer, ihren Optimismus für die laufende Saison zu wahren. Das zeigt der „Tourismusbarometer 2024“ des internationalen Unternehmensberaters Deloitte, der jährlich im Auftrag der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV) durchgeführt wird. Demnach rechnen die Unternehmen in den kommenden Monaten mit einer schlechteren Durchsetzbarkeit ihrer Preiserhöhungen. Diese sind vor allem wegen der starken Nachwirkungen und unterm Strich höheren Energiepreise sowie erheblicher Lohnerhöhungen notwendig geworden. Gleichzeitig sparen die Touristen bei ihren Ausgaben. Zudem dämpft die Zinslage die Investitionsfreude der Unternehmen, trotz Senkung des Leitzinses durch die EZB. Außerdem macht der Personalmangel den Unternehmen schwer zu schaffen. Zwar wird vielfach versucht, diesem Trend mit verbesserten Arbeitsbedingungen entgegenzuwirken. An der Gesamtsituation dürfte dies jedoch dauerhaft wenig ändern. Die Folge ist, dass die Tourismusbetriebe geplante Services für ihre Gäste nur bedingt oder gar nicht anbieten können – was wiederum deren Bezahl- und Buchungslaune einschränkt.
Tourismusbarometer 2024 – Gesamtnote 2,87 erfordert Maßnahmen
„Die ökonomische Lage des Tourismus wird von den Unternehmen heuer mit einer Gesamtnote von 2,87 besonders kritisch bewertet. Nur im Coronajahr 2020 war man diesbezüglich pessimistischer“, bestätigt Andreas Kapferer, Partner bei Deloitte Tirol die Ergebnisse der Marktuntersuchung. „Für die kommenden Monate befürchtet daher fast ein Drittel der 200 befragten Unternehmen, dass sich die Branche etwa im Bundesland Tirol, aber auch anderswo noch negativer entwickeln wird.” Er fordert die politischen Entscheidungsträger deshalb auf, diesem Trend entsprechend entgegenzuwirken, zumal der Tourismus aktuell die einzige Konjunkturstütze in Österreich sei.
Tourismusbarometer 2024 – 60 Prozent erwarten Umsatzplus
Befragt nach den Aussichten auf den Sommer geben sich die Befragten des Tourismusbarometer 2024 dennoch zuversichtlich: So erwarten 60 Prozent der Unternehmen ein Umsatzplus. Besonders optimistisch blickt man dabei in Wien auf die kommende Saison. Dort bekam die Businesszukunft immerhin die Note 1,93. Dies dürfte unter anderem mit der Rückkehr des zahlungskräftigen Kongresstourismus zusammenhängen. Das Schlusslicht bildet hingegen die Steiermark mit der Note 2,83. Daran ändert auch Europas größte Flugshow, die Airpower24, nichts, welche innerhalb zweier Tage 300.000 Gäste ins Murtal nach Zeltweg bringt. Die Tiroler Betriebe liegen mit 2,42 im Mittelfeld. Ein Grund dafür ist die anhaltend hohen Inflation, welche mit 3,3 Prozent, Eurostat) im EU-Vergleich (2,6 Prozent, Eurostat) noch immer signifikant höher liegt und sich jetzt immer spürbarer bemerkbar macht. Denn trotz der zufriedenstellenden Buchungslage nehmen 83 Prozent der Tourismusunternehmen eine veränderte Preissensitivität bei ihren Gästen wahr. 25 Prozent rechnen daher mit einer schlechteren Preisdurchsetzung. Mit anderen Worten: Mehr Umsatz ist zwar schön, wenn dieser aber von den Kosten aufgefressen wird, bleibt unterm Strich ein Verlust. Österreichs Tourismusunternehmen stemmen sich daher gegen die schwache Wirtschaftslage ihrer Gäste. Doch die aktuelle Kostensituation in Österreich macht ihnen mitunter einen Strich durch die Rechnung. “Neun von zehn Betrieben berichten bereits von negativen Auswirkungen“, kommentiert Markus Gratzer, Generalsekretär der ÖHV, die Umfragedaten des Tourismusbarometer 2024. Mit einem Wert von 4,31 wird die Kostensituation folglich von allen externen Einflussfaktoren mit Abstand am schlechtesten bewertet.
Tourismusbetriebe haben sich mit Fachkräftemangel arrangiert
Die Kostensituation wiegt damit deutlich schwerer als die Arbeitsmarktsituation. „Die Tourismusbetriebe haben sich mit dem Personalmangel arrangiert und können immer besser darauf reagieren. Die jahrelange Arbeit, die in ein gutes Arbeitsklima und attraktivere Arbeitsbedingungen gesteckt wurde, trägt Früchte“, analysiert M. Gratzer. „Das darf aber nicht über die generelle Problematik hinwegtäuschen. Denn wenn die Wirtschaft wie erwartet 2025 wieder an Fahrt aufnimmt, wird der Personalmangel wieder drängender werden.“ Eine umfassende Arbeitsmarktreform sei daher dringend notwendig, fordert M. Gratzer
Tourismusbarometer 2024 – Kreditklemme und hohe Zinslage sind Stolpersteine
Im kapitalintensiven Tourismus gehen Instandhaltungen, Qualitätsverbesserungen sowie Angebotserweiterungen mit beträchtlichen Investitionen einher. Doch die hohe Inflation macht sich auch hier bemerkbar, zeigt der Tourismusbarometer 2024 auf. Der Zugang zu Kreditfinanzierungen und die Umsetzung von Investitionsprojekten haben sich laut den 200 Unternehmen ab 2021 kontinuierlich verschlechtert und erreichen heuer mit einer Note von 3,91 den bisherigen Tiefpunkt. Für zwei Drittel der Touristikerinnen und Touristiker ist es nämlich schwieriger geworden, überhaupt Kreditfinanzierungen für ihre Vorhaben zu erhalten. Hier dürften die strengen Kriterien von Basel III ein Hemmschuh für die Hausbanken sein, selbst Unternehmen mit höherer Bonität eine entsprechende Vorfinanzierung ihrer Investitionen zu bieten. Unternehmen müssen sich daher nach alternativen Finanzierungsmöglichkeiten umschauen (siehe Artikel in blogistic.net) „Aufgrund des branchentypisch hohen Fremdkapitalanteils sind viele Betriebe derzeit ohnehin massiv von den stark gestiegenen Zinsen betroffen und zeigen sich darum entsprechend zurückhaltend. Ursprünglich geplante Investitionen werden von fast der Hälfte der Befragten zurückgefahren“, erklärt Deloitte Experte Andreas Kapferer.
Zukunftstrend KI als Chance
Trotz des finanziellen Drucks investieren viele Betriebe jedoch in ihre Zukunft – vor allem in den Megatrend Künstliche Intelligenz (KI). Der heimische Tourismus präsentiert sich hier als Vorreiter: Bereits vier von zehn Betrieben haben aktuell KI-Anwendungen in Verwendung. Davon ziehen bereits 82 Prozent Nutzen aus dem KI-Einsatz – etwa durch Zeitersparnis oder eine schnellere Kommunikation mit Gästen. Für den Tourismus birgt KI eine große Chance. Denn durch entsprechende Anwendungen kann nicht nur die eigene Arbeitgeberattraktivität gesteigert werden, auch die Gäste profitieren von den maßgeschneiderten Urlaubserlebnissen, schnelleren Buchungen und einem besseren Service. Es gilt hier unbedingt am Ball zu bleiben und die Vorreiterrolle in der heimischen Wirtschaft auszubauen“, betont A. Kapferer abschließend.
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